Es braucht jetzt ein rasches und entschlossenes Handeln
Am heutigen Mittwoch übergab der Lehrerinnen- und Lehrerverein Obwalden (LVO) Landschreiberin Nicole Frunz Wallimann in Sarnen seine Petition. Sie wurde von 900 Personen unterschrieben.
Der LVO macht sich aufgrund des Personalmangels Sorgen um die professionelle Förderung der Kindergarten- und Schulkinder und um die Gesundheit der Lehrpersonen. Aktuell sind auf dem Stellenportal Zebis im Kanton Obwalden noch immer 22 Stellen ausgeschrieben, davon 8 für Klassenlehrpersonen und 14 für Fachlehrpersonen. In einer Gemeinde fehlen allein 10 Lehrpersonen. Vielerorts werden die Verantwortlichen auf Notlösungen zurückgreifen müssen. Nicht oder nicht adäquat ausgebildete Lehrpersonen können den Bildungsauftrag jedoch nur teilweise erfüllen – den Rest muss das bestehende Personal zusätzlich schultern. Der LVO richtet deshalb konkrete Forderungen an die Obwaldner Regierung (siehe Kasten). Diese übergab er heute in Form einer Petition an Landschreiberin Nicole Frunz Wallimann. Um sein Anliegen zu untermauern, lancierte er vor zwei Monaten zudem eine Unterschriftensammlung. 500 Unterschriften hatte sich der LVO zum Ziel gesetzt, mit 900 sind es nun fast doppelt so viele. «Es haben mehr Menschen unterschrieben, als Lehrpersonen im Kanton Obwalden unterrichten», sagen Claudia Hagmann und Annemarie Schnider, Co-Präsidentinnen des LVO. «Das bedeutet, das Anliegen wird auch von Personen ausserhalb des LVO unterstützt.» Unterstrichen werde dies durch die Tatsache, dass am heutigen Mittwochnachmittag rund 100 Personen auf dem Dorfplatz in Sarnen aufmarschiert seien. Bildungsdirektor Christian Schäli konnte es sich nicht einrichten, an der Übergabe teilzunehmen.
Regierung unterschätzt die Situation
Der Mangel an Lehrpersonen ist in allen Kantonen ein Problem. In den nächsten Jahren fehlen gemäss neusten Erhebungen schweizweit 13’000 Lehrpersonen. Nebst Obwalden haben auch die Kantone Schwyz, Aargau, Bern und Graubünden politische Vorstösse eingereicht oder stehen kurz davor. Der LVO ist überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Schnider: «Die Petition erlaubt uns, die Brisanz der Situation in unseren Schulen am richtigen Ort zu platzieren. Wir hoffen, dass Regierung und Parlament das Anliegen ernsthaft prüfen und zeitnah Lösungen erarbeiten. Es braucht jetzt ein rasches und entschlossenes Handeln.» Denn die Regierung stufe den Lehrpersonenmangel noch nicht als gravierend ein. Das sei daran zu erkennen, dass die Revision des Bildungsgesetzes keine Massnahmen vorschlage, um dem Personalmangel zu begegnen. «Auch das Thema der Gesundheit der Lehrpersonen wurde von der Regierung noch nicht aufgenommen», so Hagmann.
Gemeinden nur bedingt handlungsfähig
Die Obwaldner Gemeinden hingegen bekommen die angespannte Lage unmittelbar zu spüren. Zwar bemühen sie sich, die Situation punktuell zu entschärfen, doch sind ihnen in vielen Bereichen die Hände gebunden. «Bei den Vorgaben zu Entlastungslektionen oder zum Lohn sind die Gemeinden an die Vorgaben des Kantons gebunden», erklärt Schnider. «Sie dürfen die Löhne nicht eigenständig anheben.» Dabei ist gerade ein tiefes Lohnniveau in der aktuellen Situation ein klarer Standortnachteil. Die Obwaldner Löhne befinden sich gemäss der neuesten
Lohndatenerhebung der Bildungsdirektorenkonferenz ganz am Ende der Deutschschweizer Rangliste.
Folgen für den Werkplatz Schweiz bedenken Heute
Mittwoch ebenfalls vor Ort war Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbandes der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Sie begrüsst es, dass mit Obwalden ein weiterer Kanton dringend erforderliche Handlungen auf Regierungsebene anstösst. «Der Lehrpersonenmangel gefährdet mittel- bis langfristig die Bildungsqualität», betonte Rösler in ihrer Rede auf dem Dorfplatz in Sarnen. «Dies wiederum ist eine Gefahr für den Werkplatz Schweiz. Denn die Schülerinnen und Schüler von heute sind die Fachkräfte von morgen. Abstriche bei der Bildungsqualität sind deshalb inakzeptabel.»
Die Forderungen des LVO
- Um die Klassenlehrpersonen zu entlasten, braucht es mindestens zwei Entlastungslektionen auf allen Stufen.
- Um alle Schülerinnen und Schüler gezielt fördern zu können, stellen die Behörden sicher, dass genügend und gut ausgebildetes Personal in den Schulen tätig ist.
- Um Berufsaustritte von Berufseinsteigerinnen und -einsteigern zu verhindern, braucht es eine gezielte Unterstützung von Lehrpersonen beim Berufseinstieg.
- Um mit den Nachbarkantonen wettbewerbsfähig zu bleiben, muss der Lohn angeglichen werden.
Bildlegenden:
Mit der Übergabe seiner Petition und zahlreichen Unterschriften machte der LVO am heutigen Mittwoch auf die angespannte Lage in den Schulen aufmerksam.
Am heutigen Mittwoch überreichte der LVO im Beisein von Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbandes der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), Landschreiberin Nicole Frunz Wallimann seine Petition.